Shelly in Not

Jedes Jahr zur selben Zeit kommen die Meeresschildkrötenweibchen an den Strand zurück, an dem sie selbst einmal geboren wurden. Und so kam auch jene Schildkrötenmama an diesen Strand zurück, um die es in dieser Geschichte  geht. Eigentlich handelt sie ja nicht von ihr sondern von einem ihrer Babys. Mit so viel Mühe hob die alte Schildkrötenmama ein Loch aus, in das sie nach Stunden harter Arbeit ihre   Eier ablegte. Und in der Dunkelheit der Nacht verschwand sie auch schon wieder. Schildkrötenbabys   können schließlich ganz gut alleine auf sich aufpassen, wenn sie zur Welt kommen. So meint man. Oder?

Einige Wochen später schlüpften dann die Schildkrötenbabys. Sofort, als sie sich durch den Sand   geschaufelt hatten, versuchten sie, so schnell wie möglich ins Wasser zu gelangen. Es lauerten ja überall   Feinde, die sie gerne fressen würden. Doch ein Ei blieb ganz alleine am Strand zurück im Sandgelege der   Mama. Die kleine Schildkröte wollte einfach noch nicht schlüpfen. Einen Tag später jedoch, bewegte sich   das Ei plötzlich. Ein winzig kleiner Schildkrötenkopf kam zum Vorschein. Das kleine Tier schaute sich um   und dachte sich: „Wo bin ich denn hier gelandet? Mama? Ich hab Angst. Ich bin so allein hier.“

Mama Schildkröte ist ganz fleißig beim graben.

Die kleine Schildkröte namens ,,Shelly“ drehte sich um und sah das Meer vor sich. Da kamen zwei Mädchen auf sie zu. Das eine Mädchen, Julia, sagte zu ihrer Freundin: „Sophie schau mal, da liegt eine kleine Schildkröte“. Und Sophie meinte: ,,Julia, ich glaube sie ist gerade geschlüpft. Aber wo sind die anderen Babys?“ Beide Mädchen drehten sich suchend um. Shelly schaute zu den beiden auf und bekam furchtbare Angst. Hatte sie ja noch nie sooo große Lebewesen gesehen. Julia nahm Shelly vorsichtig auf ihre flache Hand und ging Richtung Wasser. Sophie fragte ihre Freundin: ,,Aber was ist, wenn sie nicht weiß, wo sie hin soll?“ Julia hatte sich schon ein wenig mit dem Leben von Meeresschildkröten beschäftigt und so konnte sie Sophie einiges über diese Meeresbewohner berichten: ,,Schildkröten orientieren sich zunächst optisch, das heißt, sie sehen erst mal mit ihren Augen, wo es hin gehen soll.

Für Shelly und ihre Freunde ist das Riff ein richtiger Abenteuerspielplatz

Weil die Babys ja nachts schlüpfen, ist die Meeresfläche durch die Reflexion   des Mondlichtes und der Sterne heller als das Land.“ Und als Julia die kleine Shelly am Wasser absetzte, schwamm sie sofort Richtung offenes Meer. Viele   Monate durchstreifte Shelly nun schon das Great Barrier Riff. Hier fand sie   auch viele Freunde wie den Kugelfisch, Max, der sich immer aufpumpte wie ein   Luftballon,  wenn er Angst hatte oder die Qualle, Aria, die so schön mit ihrem   Schirm durch das Wasser gleiten konnte. Shelly bewunderte so gerne jede   einzelne Koralle mit den tollen Farben und den verschiedenen Formen. Jeden   Tag gab es hier etwas Neues zu entdecken, ein wahrer Abenteuerspielplatz.   Doch plötzlich…. „Was war das?“ Shelly zuckte zusammen als sie die komischen,   fremden Geräusche hörte. Jetzt ging alles

rasend schnell. Ein Netz kam auf   Shelly zu, und mit einem Ruck bewegte es sich mit ihr und vielen anderen   Fischen Richtung Meeresoberfläche. Dort hörte Shelly Menschen reden. Alex,   einer der Männer vom Boot, die das Fischernetz gerade einholten, sagte zu seinem Kollegen: ,,Theo, schau mal, da ist uns wieder eine Schildkröte ins Netz   gegangen! “ Dieser antwortete: ,,Super, die können wir  an unseren   Privatkäufer verscherbeln!“ Doch Alex ermahnte: ,,Aber, Theo, du weißt doch,   das ist illegal“. „Na ja, das macht doch nichts, wir fischen ja sowieso schon mit   verbotenem Netz im Schutzgebiet!“, meinte Theo. Die Fischer starteten den   Motor und fuhren mit ihrem wertvollen Fang zur Küste zurück.

Was machten die beiden Freundinnen vom Anfang der Geschichte gerade?

Julia und Sophie lagen gemütlich am Strand und genossen die warme Sonne, als sie plötzlich das alte Boot der beiden Schwarzfischer am Steg ankommen sahen. „Was ist da los?,“ fragte Julia ihre Freundin. „Ich weiß es nicht“, meinte Sophie. „ Lass uns vorsichtshalber mal nachsehen“. Sofort liefen die beiden Mädchen hinter den Strandkiosk und beobachteten die beiden Fischer. „Schau, sie haben ein gefülltes Netz an Bord. Hier im Schutzgebiet  darf man doch gar nicht mit Netzen fischen“, entsetzte sich Julia. „Die spinnen wohl“, fügte sie noch hinzu. Nun kamen die Männer zum Kiosk hoch, setzten sich und bestellten etwas zu trinken. Da hatten Sophie und Julia großes Glück, dass sie in ihrem Versteck hinter dem Kiosk nicht entdeckt wurden .

Sofort nutzten die Mädchen die Gelegenheit und schlichen zu dem Boot. Als sie die Schildkröte und die Fische im Netz sahen, war ihnen alles klar. „Julia“, meinte Sophie „ich glaube, die beiden Männer da fischen illegal!“ ,,Ja, und die kleine Schildkröte da, das ist doch Shelly! Ich habe ihr damals am Strand ein kleines Kreuz auf ihren Panzer gemalt. Schau doch, das ist sie!“ , erwiderte die Freundin zornig. „Oh nein“, meinte Sophie, „schnell, wir müssen uns wieder verstecken. Die Männer kommen zurück!“ Die Mädchen verkrochen sich hinter ein paar Tonnen, damit sie nicht entdeckt würden. „Glück gehabt“, flüsterte Julia mit zittriger Stimme. Die Männer gingen wieder auf ihr Boot, nahmen die Schildkröte und packten sie in eine Plastikwanne voll mit Wasser.

Shelly liebt das Tauchen

„Der Privatkäufer müsste jeden Augenblick da sein“, sagte Theo zu Alex.  Und da kam er auch schon. Ein elegant gekleideter Herr ging auf das Boot zu und sprach Theo an: ,,Hallo, Herr Keller, sie haben wieder etwas für mich ?“ ,,Ja, genau, also das ist unsere Beute, eine wunderschöne, junge Meeresschildkröte.“ Der Käufer nickte nur kurz und gab den Männern einen Umschlag. Sophie war voll entsetzt: „Ich rufe jetzt die Polizei an,“ wollte sie gerade Julia zuflüstern. Doch diese schlich sich bereits zum Boot und wollte rasch die Schildkröte aus dem Becken holen, als Alex, der Fischer, sie dabei ertappte. „Hey, was machst du da ?“ Da hörte Julia aber schon die Polizei mit lautem „ Tatütata “ heranrauschen. Sie schnappte sich schnell Shelly, um sie zu schützen, bevor man ihr noch etwas antun konnte. „Hände hoch“!, rief die Polizei, „ihr seid verhaftet.“ Alle drei Männer hielten sogleich ihre Hände hoch. Voller Stolz, dass sie Shelly geholfen hatten, kamen Sophie und Julia mit der Geretteten aus ihrem Versteck hervor. Ein Polizist sprach die beiden Mädchen an und fragte, was hier vorgefallen sei. Julia und Sophie erzählten alles haarklein, was sie beobachtet hatten. Die Verbrecher mussten alle in das Polizeiauto und der Polizist bedankte sich noch bei den beiden Mädchen für ihre heldenhafte Tat. „Solch tapfere Meeresschützerinnen bräuchten wir mehr. Denn dann wären unsere Tiere hier im Wasser um Einiges sicherer. Dank Euch dafür“, fügte der Polizist noch mit einem Lächeln hinzu.

(Eine Geschichte von Julia S. und Sophie M.)

Glücklich gingen Julia und Sophie mit Shelly zurück an den Strand, wo die  Schildkröte sanft ins Wasser   gelassen wurde. Diese freute sich so sehr, dass sie noch eine ganze Weile in der Nähe der Mädchen   schwamm, bevor sie im weiten, tiefen Meer verschwand. „Poahh“, meinte Sophie zu Julia, „das war heute   ein sehr aufregender Tag.“ “Viel Glück und pass auf dich auf!“, riefen die beiden Meeresschützerinnen der   kleinen Schildkröte Shelly noch hinterher.

Also, wenn auch du mal am Meer bist und zufällig eine Schildkröte sehen kannst mit einen X auf ihrem Panzer, dann ist es ja vielleicht Shelly. Dann sag ihr ganz liebe Grüße von ihren Freundinnen, Julia und   Sophie.

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