Wie jeden Morgen stehen auch heute wieder die drei Freunde Caspar, Tom und Helge sehr früh auf, sie wollen viel erleben am Wattmeer. „Guten Mooooorgen Jungs“, schrie Helge seinen Freunden zu. „Hast du mich erschreckt“, meint Tom. Und schon ging´s los mit dem Gelächter der Dreien. „Rä grä grä-krää, kräähh“. Über was sie lachten? Meist wissen sie das selbst nicht so genau. Aber sie müssen halt immer lachen, sind sie doch Lachmöwen. Wie sähe das nur aus wenn eine Lachmöwe nicht lachen würde. „Rä grä grä-krää, kräähh“. Man kann mit einem Lachen, über was lachen, am liebsten jedoch lachen die Drei andere aus. Auch wenn dies wirklich nicht nett ist und sich Viele über die Drei furchtbar ärgern. Caspar, Tom und Helge machten sich nichts draus. Hauptsache sie hatten Spaß. „Was wollen wir heute Tolles anstellen?“, fragte Caspar die beiden anderen. „Kommt, lasst uns zum Hafen fliegen und die Männer auf den Shrimpskuttern drangsalieren“, meinte Helge. „Au ja„, erwiderte Tom. „Die schimpfen immer so schön, wenn wir uns an ihren Garnelen vergreifen“, fügte er noch hinzu. . „Rä grä grä-krää, kräähh“. „Na, dann auf geht’s. EINS, ZWEI, LOS, wer zuletzt am Hafen ist, wird ausgelacht“, rief Helge den anderen zu, während er, gemein wie er war, sich vorschnell vor Tom und Casper in die Luft erhob.
Am Hafen angekommen sahen sie jedoch keinen einzigen Kutter. „Man sind wir doof„, meinte Caspar, „die Kutter sind ja erst raus gefahren zum Fischen. Die kommen doch erst nachmittags zurück“. „Rä grä grä-krää, kräähh“. Und schon ging es wieder los. Tom und Helge lachten Casper heftig aus, weil er so oberschlau war. Aber Caspar scherte sich nicht drum. Waren die beiden anderen ja noch doofer als er. „Rä grä grä-krää, kräähh“. Plötzlich sahen sie etwas am Horizont. Ein Schiff kam Richtung Hafen. „Kommen die Krabbenfischer jetzt schon zurück“? Alle sahen sich gegenseitig fragend an. Sie waren voll erstaunt, als ein schönes Passagierschiff andockte. Es wurde augenblicklich unter die Lupe genommen.
„So was tolles kommt ja selten zu uns in den Hafen. Sjá Engill, steht dort am Bug“, meinte Tom. „Was ist das denn für eine komische Sprache?“ bemerkte Helge. „Egal, ist auch ein Grund zum Lachen“, grinste Caspar. Und alle fingen an: „Rä grä grä-krää, kräähh“. „Das heißt See Engel auf Isländisch“, kam auf einmal eine Stimme von oben. Über dem Schiff kreiste eine einzelne Möwe und beobachtete die Jungs. Und schon kam sie im Sturzflug herunter und setzte sich neben die Drei. „Ich heiße Smilla und komme auch aus Island“, fügte sie noch hinzu. „Isl-was? Isl-Smilla?, Rä grä grä-krää, kräähh“. Die Drei konnten sich nicht mehr halten vor Lachen. „Smilla-Isl“? „Und was für einen komischen Dialekt du hast, Isl-Smill“, lästerte Tom noch weiter. „Was seid ihr doch für doofe, gemeine Typen. Haut bloß ab von hier und lasst mich in Ruhe“. Smilla war sehr traurig wie die anderen über sie lästerten. Gerade erst angekommen von ihrer weiten Reise und schon wird man nur dumm angeredet. Mit gesenktem Kopf flog sie zum Bug des Schiffes und verkroch sich traurig in ihr Nestchen. Dabei würdigte sie die Jungs keines Blickes mehr. „Kommt, lasst uns abhauen„“, rief Tom, „Smisl-Smasl ist beleidigt“. Und so flogen die drei Halbstarkmöwen zurück in ihre Kolonie, wo sie den ganzen Heimflug lang noch über Smilla und ihren komischen Dialekt lachten. „Rä grä grä-krää, kräähh“.
Am nächsten Morgen ganz früh kamen Helge und Tom zu Caspers Nestchen geflogen und so wie jeden Tag schrie Helge: „Guten Mooooorgen“. Doch Casper blieb ganz ruhig, als ob er dieses Gebrüll gar nicht wahr genommen hätte.
„Hei Casper, was geht ab“? fragte Tom. „Ach nichts, ich konnte die ganze Nacht einfach nicht schlafen“, antwortete Casper. „Meint ihr nicht, dass wir gestern zu Smilla ziemlich gemein waren? So mit Isl-Smissl und Smill-Isl und so? Gerade erst angekommen von Island und zack, bekommt sie von uns so fiese Sprüche zu hören“. „Ach was“ antwortete Tom ganz forsch. „Das ist doch ein Mädchen, die hält das schon aus. Ist ja nicht so gemeint von uns.“ „Ja, aber…..“ „Hei Tom“, sagte Helge. „Was ist denn nur los mit Casper? Schau dir mal seinen Kopf an, der wird ja ganz Rot. Ist das normal?“ „Klar“ ,meinte Tom. „Der wird halt sein Sommergefieder bekommen. Im Winter sind wir Lachmöwen doch immer fast ganz weiß und im Frühjahr bekommen wir dann braune Federn rund um den Kopf“, erklärte Tom weiter. „Nein, nein, die sind nicht Braun bei Casper. Die sind rot. Casper hat einen ganz roten Kopf, als ob er sich für was schämen oder genieren würde“, erwiderte Helge. Beide überlegten
was mit Casper los sein könnte. „Ich glaube ich weiß es“, flüstert Helge Tom ins Ohr, „ich glaube Casper ist verliebt“. Und schon ging das Kichern der Beiden los was schnell in ein Gelächter überging. „Rä grä grä-krää, kräähh“. „Casper ist verliiiiiehibt, Casper ist verliiiiiehibt“ , riefen beide im Chor und so laut, dass es die ganze Kolonie hören konnte. „Was seid ihr doch für Doofiane“, schrie Casper ganz verlegen. Nun spürte er am eigenen Leibe, wie das ist, wenn andere einen auslachen. Und das war alles andere als ein schönes Gefühl. Casper wollte am liebsten im Boden versinken. „Ihr seid sowas von gemein“, rief Casper, „ich fliege jetzt rüber zu Smilla und entschuldige mich bei ihr für gestern.“ Und schon flog er los, alleine ohne die beiden anderen. „Und was machen wir jetzt“? fragte Helge Tom. „Komm, lass uns auch zum Hafen fliegen, aber nicht zu Smilla sondern auf die andere Seite zum Fischereigeschäft. Vielleicht fällt da ein wenig Futter ab. Ich habe so einen Hunger“, meinte Tom. Und schon schwirrten die beiden ab. „Rä grä grä-krää, kräähh, Casper ist verliiiiiehibt, Casper ist verliiiiiehibt“, so stimmten die beiden ein Lied an.
„Smiiiiiilla, Smiiiiiiila,“ rief Casper, als er an dem Schiff ankam, wo Smilla wohnte. „Bist du da?“ „Geh weg von mir, du Fiesling“, erwiderte Smilla. „Ich will mit dir nichts zu tun haben.“ Casper setzte sich, trotz des unhöflichen Empfangs. „Aber, Smilla, ich will mich doch bei dir entschuldigen für die bösen Worte von gestern“, so sprach Casper kleinlaut. „Das war wirklich nicht in Ordnung von uns Jungs. Ich kann nicht für uns alle sprechen, aber für mich. Mir tut es wahnsinnig leid, entschuldige bitte“ bedauerte Casper. „Entschuldigung angenommen“, meinte Smilla.
Stundenlang unterhielten sie sich anschließend über die Reise von Island und den Grund dafür. Aber auch Casper erzählte ihr viel von seinem Schabernack, den er immer so trieb mit den beiden anderen. Dabei bekamen beide, warum auch immer, einen ganz roten Kopf als sie sich immer näher kamen. Sie sind halt ineinander verliebt.
Am späten Nachmittag sahen Smilla und Casper die Garnelenkutter in den Hafen einlaufen. „Ich habe so einen Hunger“, meinte Smilla, „komm Casper, lass und ein paar Garnelen stibitzen.“ . „Au,ja“ meinte Casper. Sofort flogen sie zu den Kuttern, die gerade anlegten. „Da schau“, meinte Casper zu Smilla, „da auf den Deck liegen noch ganz viele Garnelen herum, die schnapp ich mir.“ So schnell konnte Smilla gar nicht schauen, Casper flog bereits im Sturzflug auf das Deck, setzte sich hin und speiste köstlich. „Hab ich dich“, rief sogleich eine Männerstimme während ein Netz über Casper geworfen wurde. „ Du entkommst mir nicht mehr, du Garnelendieb. Dich verspeise ich heute abend, dann war es das mit deiner Stehlerei“, schrie der Fischer erbost. „Hilfe, ich komm hier nicht mehr raus“, rief Casper verängstigt. „Oh nein“, dachte sich Smilla, die das Geschehen aus der Luft sah. „Was soll ich nur tun?“ Doch da erkannte Smilla Caspars Freunde auf der anderen Seite des
Hafens. Sofort flog sie rüber zu ihnen und berichtete über das entsetzliche Geschehen. „Auf geht’s“, befahl Tom. „Auch wenn wir heute Streit hatten ,sind wir Freunde die immer für einander einstehen. Wir befreien ihn gemeinsam.“ „Aber wie“? fragte Helge. „Ich hab einen Plan“, sagte Smilla. „Ihr beide fliegt um den Fischer und ärgert ihn so richtig. Wenn er dann mit euch beschäftigt und abgelenkt ist, versuche ich Casper zu befreien.“ So etwas nenne ich einen Plan“, bemerkte Tom. „Auf was warten wir dann noch?“ stimmte Helge zu. Und auf ging`s, den Plan in die Tat umzusetzen. Frech stürzten Tom und Helge sich auf den Fischer und umkreisten ihn ganz eng mit lautem Lachmöwengelächter. „Gut macht ihr das, Jungs“!, schrie Smilla. Casper war heilfroh, als er seine Freunde sah und besonders über Smilla, die mit vollem Einsatz das Fischernetz Stück für Stück von Caspers Federkleid zupfte. „Du bist wieder frei“, rief Smilla.
„Schnell lass uns abhauen, bevor der Fischer uns beide doch noch fängt“, meinte Casper. Rasch flogen die Vier auf die andere Seite des Hafens, wo sie in Sicherheit waren.
Völlig erschöpft setzten sie sich an die Mole und verschnauften erst einmal. Dabei schmiegeten sich Smilla und Casper ganz eng einander. So nah, dass beide schon wieder einen hoch roten Kopf bekamen. Oh Wunder, es folgte kein Gelächter von Tom und Helge. Sie hatten verstanden, dass auch Mädels gute Freunde sein können.
„Danke, Smilla für deine Hilfe“, flüsterte Casper Smilla ins Ohr. „Du bist eine richtig gute Freundin und ich habe dich auch ganz lieb“ , fügte er noch hinzu.
„Ich habe dich auch schrecklich gern, Casper“, erwiderte Smilla. „Bist echt ein netter Typ“, ergänzte sie noch während sie ihre Schnäbel aneinander wetzten.
(Eine Geschichte von Martin Metzger)