Die industrielle Fischerei

Was kann man unter „industrieller Fischerei“ verstehen?

Kurz gesagt – nichts anderes, als das wir in der Landwirtschaft betreiben, nämlich Steigerung des Ertrags. Der Unterschied jedoch zur Landwirtschaft –im Meer wird weder etwas „angepflanzt“, noch nachhaltig damit umgegangen. Das Meer ist ein Jagdgebiet, aus dem sich jeder bedient, nichts anderes. Hier wird nur entnommen aber keiner schaut, ob dies nachhaltig ist, geschweige eine Nation sorgt sich um eine „Wiederauffischung“ in seinen zuständigen Gewässern. Es wird nur heraus genommen ohne Rücksicht auf Verluste. Doch wer meint, die Weltmeere sind unendlich mit seiner Biosphäre, der hat sich tief geschnitten.

38.000 Schiffe – Die globale industrielle Fischereiflotte fängt 60-70% des jährlich gefangenen Meeresfisches. Die restlichen 30-40% kommen von ca. 3,5 Millionen Kleinfischern aus dem Fischereihandwerk.

Unter dem Motto: „Die Industrielle Fischerei“ werden wir einige Berichte zu den verschiedenen Fangmethoden, die hier eingesetzt werden, veröffentlichen.

Wir wollen hier keinem seinen Fischkonsum verbieten, jeder soll für sich selbst entscheiden wie er handelt. Doch keiner sollte sagen können: „Das habe ich nicht gewusst. Ja wenn ich nur….“ Hier geht es um Aufklärung und um Verständnis, nichts weiter. Welche Rückschlüsse du daraus ziehst, kann oder darf keiner dir vorschreiben. Denn du bist selbst für dein Handeln verantwortlich.

Jeder hat Rechte, aber auch Pflichten, selbst unserer Umwelt gegenüber.

Bevor wir einzelne Fangmethoden der industriellen Fischerei vorstellen, vorab in diesen Bericht erst einmal einige Worte zum globalen Fischbestand und der Fischerei an sich. Weltweit gibt es ca. 3,5 Millionen Fischerboote, wohlgemerkt Boote die meist nicht größer sind wie 5-6 Meter, selten größer als 10. Diese werden von 1-2 Fischern, größere „Boote“ auch mal von einer Hand voll Arbeitern geführt.

Das Fischereihandwerk muss jährlich mehrere hundert tote Fischer beklagen. Grund hierfür – Sie müssen immer weiter auf die hohe See fahren um ihre Netze füllen zu können. Schuld ist die industrielle Fischerei.
90% der Meere sind maximal befischt oder überfischt. Das Mittelmeer ist bereits zu 93% komplett zusammen gebrochen.

Hier sprechen wir vom Fischereihandwerk. Menschen, die direkt von ihren „Erzeugnissen“ leben und diese verkaufen, das darf auch keiner verurteilen. Diese hart arbeitenden Männer bestreiten ihren Lebenstag von ihrer Arbeit und ernähren ihre Familie davon. Eine Arbeit, welche jedes Jahr leider hunderte Todesopfer bringt, bedingt dadurch, dass sie immer weiter in die offene See fahren müssen um noch Fisch fangen zu können.

Artensterben – und keiner bemerkt es. Die Population von 1930 war für den damaligen Fischer normal. Die wenigen Meerestiere von Heute sind für uns der normale Bestand.

Das große Problem ist und bleibt die industrielle Fischerei. Global bewegen sich so ca. 38.000 Schiffe durch die Weltmeere und rauben was geht. Wieviel? Wenn man diese 38.000 Schiffe den 3,5 Millionen Fischerbooten gegenüber stellt, dann sprechen wir von 60-70%, die diese industrielle Flotte den Meeren entreißt. Waren es laut „Nabu“ 1950 17 Millionen Tonnen Meeresfisch, die weltweit angelandet wurde, so waren es 2014 93 Millionen Tonnen. Eine Menge, von der sich kein Meer mehr erholen kann. 58% der globalen Fischbestände sind maximal genutzt, 31% sind bereits überfischt und gerade einmal 10% weißen noch einen „gesunden“ Fischbestand auf. Ja, weil die Chinesen so viel Fisch essen, mögen viele meinen. Dazu noch ein paar Worte.

Von uns wird kein einzelner Mensch einer Nation angekreidet, wenn dann nur die Nation an sich. Denn für uns ist jeder Mensch gleich, egal welche Hautfarbe oder Religion er hat, oder Nation er angehört.

Aber wenn wir schon dabei sind, dann sehen wir einfach mal in das Mittelmeer. Hier sind bereits 93% der Fischbestände zusammen gebrochen und diese Fische werden bei uns in Europa verzehrt. Das Mittelmeer ist fast ausgeräubert. Und das alles in wenigen Jahrzehnten.  Illegale Fangmethoden wie sie z.B. in Italien  – (FAD´s: Fangmethode, wo künstliche Inseln entstehen und für Fische als Zufluchtsort angesehen werden), oder Nordafrika – (Sprengstoff), praktiziert werden, erübrigen den Rest.

So könnten wir (und werden wir in den folgenden Berichten) jede Nation in Europa verurteilen, bezüglich ihrer industriellen Ausbeutung der Meere. Aber auch vor den anderen weltweiten Fischereinationen werden wir kein Blatt vor den Mund nehmen.

Doch für was brauchen wir so viel Fisch? „Die paar Kilo pro Jahr, die ich verzehre“.  (wir, Homo Sapiens)

Ein Großteil der Fische geht für Mastfutter drauf. Ca. 1/3 des weltweiten Fangs wird in Form von Fischmehl oder Pellets für Schweine- und Hühnermast benötigt (Beifütterung ca. 3-5% der Futtermenge), das meiste hiervon wird aber für die Aquakultur gebraucht. Und hier ganz vorne dran ist der ach so gesunde Lachs aus nachhaltiger Zucht. Bis zu 5kg Wildfisch (in Form von Fischmehl) wird hier benötigt um ein Kilogramm Lachs zu „produzieren“. Was das mit Nachhaltig zu tun hat ist einem schleierhaft, wenn 5Kg benötigt werden um 1kg desselben (Fisch ist Fisch) zu bekommen. Nebenbei wird auch bei unserer heimischen Zuchtforelle ca. 2-3kg Fischmehl für 1kg Forelle benötigt.

1/3 des weltweiten Fischfangs (über 30 Millionen Tonnen) werden benötigt für die Masttierhaltung in Form von Fischmehl. Das sorgt weiter für das Artensterben.
Alleine in Nordfrankreich werden durch den Fang von Seebarsch und Seehecht jährlich über 10.000 Delfine als „Beifang“ getötet.

Auch in Katzenfutter (alleine in Deutschland lebten 2020 geschätzt 15,7 Millionen Katzen), Surimi (Krebsfleischersatz) findet sich Fisch in rauen Mengen. Ebenso in Kosmetika und Pharmazieprodukten ist die Lebensform zu finden. Die Liste könnte endlos fortgeführt werden, wo überall Fisch drin steckt.

Jährlich gehen in europäischen Gewässern ca. 25.000 Netze „verloren“. Alleine in der Ostsee sind es ca. 10.000, Fischereigeräte aus Kunststoffe wie PE oder Nylon, die als Geisternetze bis zu 500 Jahre in den Meeren weiter töten.

So ist jedes Frühjahr eine komplette französische Flotte vor der Nordküste unterwegs, um „minderwertigen“ Seebarsch und Seehecht zu fangen, die einzig zur Erzeugung von Fischmehl gedacht sind. Ein Beifang von über 10.000 Delfinen jährlich wird hier in Kauf genommen.

Wie wird in der industriellen Fischerei gefischt? Hierzu, wie schon versprochen, werde ich einzelne Berichte über die Fangmethoden schreiben. Nur mal so viel vorab. Die Netze und Leinen sind unvorstellbar groß. So sind die größten pelagischen Schleppnetze so groß, dass 12-14 Jumbojets rein passen würden, oder 500 Tonnen Fisch.

Schutzgebiete und der Schutz.

Es ist sehr löblich, wenn Nationen Meeresschutzgebiete einrichten. Diese sind mehr als nötig. Doch wo liegen diese Schutzgebiete?

Vorab sollte dazu erklärt werden, wie sich die Nationen die Meere aufteilen. Jede Nation mit Zugang zum Meer ist ab der Küste bis 200 Seemeilen in die offene See selbst verantwortlich für sein Gewässer. Hier spricht man auch von der 200-Meilen-Zone bzw. von der ausschließlichen Wirtschaftszone. Und genau hier spielt sich auch zu 90% das meiste Leben in den Meeren und Ozeanen ab. Genau hier befinden sich auch die meisten Schutzgebiete. Alles außerhalb dieser Zone ist internationales Gewässer, wo jeder tun und lassen kann, was er will. Und das ist so ernst gemeint.

Jede Nation ist für seine ausschließliche Wirtschaftszone selbst verantwortlich. Ab 200 Seemeilen (370 Kilometer) beginnt das internationale Gewässer.

Doch was helfen Schutzgebiete, in denen nichts geschützt wird? Deutschland ist hier ein klassisches Beispiel. Auch wir haben Schutzgebiete in Nord- und Ostsee,… auf dem Papier. In diesen Schutzgebieten wird und darf gefischt werden, auch industriell mit Stellnetzen und Garnelenkuttern (bis 18m Länge). Und mittlerweile fangen sie außerhalb dieser Schutzzonen sogar mehr als innerhalb dieser Zone, wie grotesk. Lediglich das Fahren mit Jet Ski oder Sprengen von Altkriegslasten ist hier verboten, was trotz allem immer wieder bei Manövern der Marine praktiziert wird. Diese Art des Schutzzonenmissbrauchs wird immer wieder kritisiert und verurteilt. Der Nabu z.B. berichtet immer wieder davon. Letztendlich sind zwar ca. 7% der Meere in nationalen Gewässern auf dem Papier Schutzgebiete, in Wirklichkeit sind es jedoch weniger als 1%, die als Schutzgebiet angesehen werden können. Das ist einfach zu wenig. Um gesund und vor allem nachhaltig wirtschaften bzw. den Lebensraum Meer weiterhin erhalten zu können müssten mindestens 30% der Gewässer unter Schutz gestellt werden und das nicht nur auf dem Papier.

Auch der Beifang ist ein großes Thema bei der industriellen Fischerei, doch wir wollen noch nicht zu viel verraten.

Lese einfach unsere Berichte, die wir nach und nach hier einstelle. Wir würden uns freuen, wenn auch du dich weiter dafür interessierst.

Zu diesen Thema schau auch mal in das Infoportal unter: Film und Fernsehen oder Infobroschüren. Der Meeresatlas der Heinrich Böll Stiftung ist sicherlich sehr informativ (kostenlos als PDF-Datei downloaden).

Vögel auf Helgoland wie der Basstölpel benutzen Netzfragmente für ihren Nestbau. Doch es sind tödliche Fallen.

Nebenbei noch bemerkt, um 1900 lebten ca. 1 Milliarde Menschen auf der Erde, heute ist es fast das Achtfache. Wir sind jenseits der Belastbarkeit für unsere Meere angekommen. Wir schädigen den Lebensraum Meer mit Chemikalien, Ölen, Pestiziden,  Nitraten, Schifffahrt und Lärm, entreißen ihm alles was wir brauchen und sind ihm in keinster Weiße dafür dankbar, dass er uns 2/3 unseres lebensnotwendigen Sauerstoffs spendet, den er produziert. 

Meeresschutz beginnt vor unserer Haustüre.

Jede Stimme zählt für unsere Meere. Auch deine.

Danke fürs Lesen

Martin und Ines

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