Warum wir keinen Fisch essen sollten

Was haben Geisternetze mit Plastikflaschen zu tun, werden sich viele fragen. Die Frage muss jedoch anders heißen. „Was haben Geisternetze und Plastikflaschen gemeinsam“? Die Antwort ist kurz und knapp – Beide bestehen aus Kunststoff.

Waren früher die Netze noch aus Naturprodukten wie Sisal gefertigt worden, bestehen sie heute meist aus Nylon (Stellnetze) oder Polyethylen (PE) für Schleppnetze und Ringwadennetze. PE ist in der chemischen Zusammensetzung ähnlich der PET-Einwegplastikflasche, daher werden die Netze auch aus dieser Kunststoffart produziert.
Und genau mit diesem Vergleich – Geisternetze zur Plastikflasche – wollen wir euch einiges verständlich machen.

Wir wollen euch zeigen, dass nicht nur immer „der böse Asiate“ die Meere mit Plastikmüll verschmutzt – wir selbst tragen ebenfalls einen erheblichen Teil dazu bei. Und das alles ohne es zu wissen.

Wie schon in unserem Bericht „die industrielle Fischerei“ erwähnt, gehen jedes Jahr alleine in der Ostsee bis zu 10.000 Netze und Netzteile verloren, um die sich kein Fischereibetrieb oder Regierung kümmert, sie zu bergen.

Geisternetze aus Sisal lösen sich bereits nach Jahren von selbst auf.

Und doch gibt es viele Menschen, die sich dieser Sache annehmen und handeln. Sie bergen auf eigene Kosten diese, um die Öffentlichkeit auf jenes Problem aufmerksam zu machen. So konnten in einer Kampagne, wo mehrerer Firmen und Organisationen mit Unterstützung der Kieler Wasserschutzpolizei in nur 7 Tagen vom 20.-28.5.2021, 3 Tonnen an Geisternetze geborgen werden. Netze, die fortwährend bis zu 500 Jahre  Fische, Vögel und Meeressäuger unnötig weiter töten würden.
Anbei der link zum kompletten Bericht darüber: Geisternetzbergung in der Ostsee

Mit 100.000 solcher Plastikflaschen kann eine 40m² Wohnung bis unter die Decke gefüllt werden.

Und hier der direkte Vergleich:
Eine herkömmliche 1,5l PET-Einwegflasche, die ja so praktisch ist laut Hersteller, wiegt, ca. 30g. Um auf ein Gewicht von 3 Tonnen zu kommen, die nur in der einen Woche als Geisternetze dem Meer entrissen wurden, bräuchte man also 100.000 PET-Flaschen, oder anders ausgedrückt – so viel Flaschen, um eine 40m² Apartmentwohnung bis unter die Decke damit füllen zu können.

Und jährlich kommen alleine in europäischen Gewässern ca. 1250 km neue Geisternetze dazu. Das ist umgerechnet das Gewicht von ca. 200 ausgewachsenen, männlichen, afrikanischen Elefanten.
Der WWF spricht weltweit gar von ca. 1 Million Tonnen an Fischereigeräten, die so jährlich  in das Meer gelangen und als Geisternetze ihr Unwesen treiben.

Wieviel 1 Million Tonnen Netze umgerechnet in 1,5l PET-Einwegplastikflaschen sind?
33,3 Milliarden Flaschen. Oder anders ausgedrückt. Mit dieser Anzahl an PET-Flaschen könnte die Allianz Arena in München 17mal bis oben hin befüllt werden und das jährlich.

Mittlerweile befinden sich ca. 100-150 Millionen Tonnen Plastikmüll in unseren Meeren.
Bis zu 1/3 des  Plastikmülls  ist auf die Fischerei zurück zu führen. Unter den nachfolgenden link kannst du einen  Bericht des WWF zu diesem Thema finden.

wwf-plastik-geisternetze

Jährlich kommen alleine in europäischen Gewässern Geisternetze von einem Gesamtgewicht von 200 Elefantenbullen hinzu.
Jährlich kommen weltweit ca. 1 Million Tonnen Geisternetze hinzu. Das ist das Gewicht von ca. 33,3 Milliaden 1,5l PET-Flaschen. Die Allianz Arena könnte mit diesen Flaschen 17 mal bis unter die Decke gefüllt werden.

Doch was hat das alles mit uns zu tun?
PET-Einwegplastikflaschen sind nicht nur schädlich für den Lebensraum Meer, sie sind auch total unnötig.
Wir sind die Konsumenten dieser PET-Einwegplastikflaschen, wir haben es in der Hand, wie wir handeln. Wir persönlich, nicht die Konzerne. Es gibt so viele gute Alternativen zu diesem Produkt. Sei es der Wassersprudler für den Wassertrinker, oder einfach Glasflaschen für alle anderen Getränke. Diese Flaschen werden bis zu 40 Mal gewaschen und wieder verwendet. Wie das geht? Seht euch mal so eine Mehrwegglasflasche an, hier findet ihr einen eingegossenen Zahlen Code. Eine Kamera in der Waschstraße erkennt in tausendstel Sekundenbereich, wie oft diese schon benutzt wurde. Und schon haben wir keinen Plastikmüll verursacht. Noch dazu gibt es sicherlich auch in deiner Gegend einen

Getränkehersteller. So beziehst du ein regionales Produkt und unterstützt nicht jene, wie Coca Cola und Co., für die das Thema Umweltschutz nur auf dem Papier existiert. Alleine der Konzern Coca Cola produziert jährlich 88 Milliarden PET-Einwegplastikflaschen. Macht euch doch mal die Mühe und versucht es auszurechnen, wie oft damit die Allianz Arena gefüllt werden kann.

Zum Thema Einwegplastikflaschen haben wir in unserem Infoportal eine sehr aufschlussreiche Dokumentation zur ZDF-Mediathek verlinkt, oder du folgst ihn gleich hier und drückst auf Die Plastikinvasion.

Was kann noch getan werden?

Tödliche Falle Geisternetz- Qualvoll verenden jährlich unnötig Millionen von Seevögeln, Schildkröten und Meeressäuger in ihnen.
Buntes Nest – Basstölpel auf Helgoland benützen Netzfragmente zum Nestbau – und erhängen sich oft dabei.

Deinen Fischkonsum ändern. Waren es früher noch die Forelle blau oder der Karpfen, der bei uns auf den Teller landete, so hat sich des Deutschen Geschmack komplett verändert. Am liebsten sieht er auf seinem Tellerlein Thunfisch, Seelachs aus Alaska oder den ach so „gesunden“ Lachs aus „nachhaltiger“ Aquakultur. Wie gesund und nachhaltig er wirklich ist, lassen wir hier mal dahin gestellt. Und wenn es Sontag einmal edler zu Tisch geht, so wandert auch mal ein Hai-oder Schwertfischsteak auf den Grill. An den Fischfrischetheken der Großsupermärkte kannst du dir selbst ein Bild davon machen, welche  Meerestiere der Deutsche bevorzugt.

Große Supermärkte zeigen dir an ihrer Fischtheke, welche Meerestiere in Deutschland gegessen werden.
Verschwendung – Samstags muss alles was nicht verkauft werden konnte entsorgt werden.

„End of fish day“.
Der „End of fish day“ ist ein symbolisch ermittelter Tag, der uns zeigen soll wie verschwenderisch wir mit der Ressource Meer umgehen. Er kennzeichnet die Zahl unser (in dem Fall in Deutschland) selbst erzeugten Fische aus Aquakultur und des Fischfangs unserer heimischen Meere. Diese werden gegenüber gestellt zu unseren jährlichen Fischkonsums. 2021 war der „End of fish day bereits am 19.3. und dadurch ganze 6 Wochen früher als noch  drei Jahren zuvor. Das heißt im Klartext – bis zum 18.3. konnte sich Deutschland von seinem selbst erwirtschafteten bzw. gefangenen Fisch ernähren, ab diesen Zeitpunkt bis Ende des Jahres leben wir vom Import. Hier ein Bericht dazu: End of fish day.

Fakt ist, unsere Meere können nicht mehr. Der industriellen Fischerei sei Dank, plündern sie rigoros mit über 90 Millionen Tonnen Fisch jährlich unsere Meere und Ozeane leer. Weiter hinterlassen sie ihre Netze als Abfall, gefertigt aus unseren PET-Flaschen, die für weiteres unnötiges Leid bei den Meeresbewohnern sorgen.

Auch wir wissen wie gut Fisch schmeckt, auch wir haben ihn früher (und das nicht zu knapp) verspeist. Und dennoch, wer sieht wie verschwenderisch wir (Homo Sapiens) mit der Ressource Meer umgehen, welches Leid wir mit der industriellen Fischerei bei den Meeresbewohnen hinterlassen, den vergeht der Appetit darauf.
Daher unsere Meinung – Fisch gehört ins Wasser, nicht auf den Teller. Durch die gnadenlose Überfischung ist jeder Fisch, jeder Meeresvogel, jeder Meeressäuger unabdingbar geworden.
Aber auch Fisch aus heimischer Zucht, wie die Forelle, ist ein Raubfisch und wird gefüttert mit Fischmehl aus Wildfang. So wird um ein Kg Forelle zu „produzieren“ ca. 2-3 kg Wildfisch aus den Meeren in Form von Fischmehl benötigt.

Du würdest gerne den Meeren zuliebe auf Fisch verzichten, magst aber so gern den Fischgeschmack? Kleiner Tipp am Rande, probiere doch bei deinem nächsten Asia-cocking-event statt deinen üblichen Fischsaucen, Garnelen oder was du immer reinkochst, Nori Blätter aus. Die kennst du sicher vom Sushi, denn die schmecken nach Fisch.  Fisch schmeckt oft gar nicht nach Fisch, sondern bezieht seinen Geschmack meist genau durch solche Algen, die er frisst. Nebenbei sind solche Algen wahre Proteinbomben und versorgen den Körper mit Omega 3, den der Fisch auch nicht selbst produziert, sondern ebenfalls von den Algen bezieht.

Raubfisch Forelle – Um 1kg Forelle in heimischer Aquakultur zu „produzieren“ werden bis zu 3kg Wildfisch aus dem Meer in Form von Fischmehl benötigt.

Wir hoffen dir wieder ein wenig geholfen zu haben. Und wenn du mal zufällig an der Allianz Arena des FC Bayern vorbei fährst oder gar bei einem Spiel im Stadion sitzt, dann denke an unseren Bericht und stell dir vor, wie es gefüllt ist mit Plastikflaschen und Geisternetzen bis obenhin unter das Dach.

Meeresschutz beginnt bereits vor deiner Haustüre. Sei also auch du eine „Stimme für unsere Meere“, hilf mit und verzichte auf Fisch und Einwegplastikflaschen. Die Meere mit all ihren Tieren werden es dir danken.

Vielen Dank fürs Lesen.

Martin und Ines

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